Der Beginn der Krankheit liegt meist am Anfang der Pubertät. Es beginnt in vielen Fällen mit einer Diät, wie sie hundert andere Mädchen und Frauen auch machen (kein anorektisches Mädchen beschließt auf Haut und Knochen abmagern zu wollen).
Oft gibt es ein Ereignis (Foto, Bemerkungen,...) daß das Gefühl entstehen läßt "zu fett" zu sein, oft auch eine verunsichernde Erfahrung (Schulwechsel, Ferienlager,...). Wenige haben zu diesem Zeitpunkt tatsächlich Übergewicht. Dem Beginn des Fastens geht eine Zeit voraus, in der die Mädchen bemerken, daß sie kein "richtiges" Gefühl zu sich selbst finden, sie geraten durch das Entstehen von runderen Körperformen in Panik und Unsicherheit, fühlen sich den Anforderungen der Pubertät (Unabhängigkeit, eigene Persönlichkeit) nicht gewachsen.

Hungern hat etwas exhibitionistisches, erregt große Aufmerksamkeit (Hungerstreik).
Anorektische Patientinnen erzählen meist im Laufe der Therapie, im Hungern eine Möglichkeit gesehen zu haben, Aufmerksamkeit zu erlangen, positive Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Magersüchtige können im akuten Krankheitsstadium ihre Gefühle nicht klar einschätzen.
Sie unterziehen sich systematisch einer, wie sie es nennen, "Gehirnwäsche".
Quälende Hungergefühle werden umgedeutet in etwas angenehmes, wünschenswertes. Genährt wird diese permanente Verleugnung des Leidens und der Qual durch die panische Angst, die Kontrolle über ihr riesiges Interesse an Nahrung zu verlieren. Gelingt diese Kontrolle, haben viele Mädchen das Gefühl, daß ihre Persönlichkeit einen Kern besitzt, das Dünn-sein verleiht ihnen Macht, Stolz und Stärke. Ebenso werden Erschöpfung, Müdigkeit und Schmerzen bei den körperlichen Aktivitäten zum Zweck des Kalorienverbrauchs, nicht wahrgenommen oder uminterpretiert.
Eine Folge des Fastens ist die Verstärkung aller Sinneswahrnehmungen. Am Anfang wird diese Phänomen als angenehm bereichernd empfunden, später als störend (lernen geht nur noch in der Nacht, weil die Geräusche des Tages als unerträglich laut empfunden werden, Sonnenbrille).
Eine weitere Folge ist der Verlust des Zeit- und Realitätssinns. Die Gedanken kreisen zwanghaft um Nahrung und Essen (Interesse für Kochen...). Nahrung wird eigentümlich behandelt (gespielt, Geheimniskrämerei...).

Ursachen der Magersucht

  • Kindheits- oder Familienkonflikte.
  • Probleme mit dem Erwachsenwerden, bzw. bei Mädchen mit dem "Frau-Sein".
  • Orientierung an übertriebenen Schlankheitsidealen.
  • Mangelndes Selbstbewußtsein, familiärer Leistungs- und Erfolgsdruck.
  • Sexueller Missbrauch/Vergewaltigung
  • Unbewußtes Aufmerksammachen auf die eigene Person, Hilferuf nach mehr Beachtung und Liebe.
  • Streben nach Selbständigkeit und Abgrenzung.
  • Erhöhtes Erkrankungsrisiko, wenn in der Pubertät mit Fastenkuren und Diäten experimentiert wird und die Erfahrung gemacht wird, daß sich nach einigen Tagen des Hungerns eine Hungereuphorie einstellen kann.
  • Ordnung
  • Disziplin
  • Emotionalität und Austausch von Zärtlichkeit wird sehr oft abgelehnt
  • Lust und Sinnlichkeit werden ebenfalls oft abgelehnt
  • Ehe der Eltern ist oft unbefriedigend
  • Mütter haben oft zu Gunsten der Familie auf eigene Karriere verzichtet - desillusioniert, nach Aussen dominierend
  • Vollkommenheitswunsch
  • Perfektes Kind, ohne Widerrede, ...
  • Väter sind oft wenig präsent


 


 





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